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  Die Zigarrenverkostung - Was es bei einer Zigarre zu verkosten gibt.  


  "Wie man zu einer möglichst objektiven Aussage über die Qualität einer Zigarre kommt."
   Ein Artikel von Mag. Dietmar Waldingbrett

Mag. Dietmar Waldingbrett

   Wie man zu einer möglichst objektiven Aussage über die Qualität einer Zigarre kommt.
 
 
Allgemein anerkannt sind folgende vier Beurteilungskriterien:

1. Das äußere Erscheinungsbild

Sehen kann man das Deckblatt; ist dieses glatt und frei von groben Blattadern, gleichmäßig in seiner Färbung und glänzt auch noch seidig, so wird es in dieser Kategorie zu hohen Bewertungen kommen.
Die Farbe selbst, die Kubaner kennen mehr als 60 Töne, ist kein Qualitätskriterium.
Die sehbare Verarbeitung, wie das Deckblatt aufgebracht ist, oder die Kappe schön rund oder als Zöpfchen endet, ist sehrwohl Bestandteil der Benotung., und kann auch als eigene Bewertungskategorie gesehen werden. Aufgerissene, zerfranste und grobe Deckblätter bereiten grundsätzlich weniger Vergnügen.


2. Das Zugverhalten

Man unterscheidet hier den Kaltzug; dieser kann grundsätzlich nur dann nachvollzogen werden, wenn die Zigarre nach dem Anschneiden angezündet wird. ( ja, und es ist sogar die professionellere Variante, der Zigarrenfuß kann auch zuerst zum Glühen gebracht werden, dann angeschnitten und der erste heiße Rauch ausgeblasen werden; dies führt zu einer unverfälschteren Aromawahrnehmung, Exkurs ende).
Spätestens, wenn die Zigarre entzündet wird, merken sie, ob und wie sie zieht.
Kriterium ist hier der Zugwiderstand, die goldene Mitte ist wohl das Maß der Dinge.
Zu locker gerollte Zigarren werden heiß, brennen zu schnell und damit regelmäßig auch problematisch ( siehe Punkt 3 Brandverhalten).
Nur beim Kaltzug lassen sich „kalte“ Aromen wahrnehmen, die, zwar nicht minder interessant, aber in der Gesamtbeurteilung sekundär sind. Bei zu fest gerollten Exemplaren werden Sie, abgesehen von dem Rauchmühsal, regelmäßig zu wenig Rauchvolumen abbekommen um Freude am Genuss zu haben.


3. Das Brandverhalten

Wie bereits erwähnt hat die Verarbeitung (Rollung) einen großen Einfluss auf das Abbrandverhalten der Zigarre.
Wenig Freude bereiten solche, die nur einseitig abbrennen (Schiefbrand) oder nur in der Mitte einen Rauchkanal zulassen (Tunnelbrand).
Die Zigarre ist eine Gesamtkomposition aus Einlagetabaken, Umblatt (-blätter) und Deckblatt; brennt nun nur ein Teil davon ab wird ihr das nicht gerecht werden können.
Aber nicht nur die Verarbeitung, sondern auch die verwendeten Tabake spielen hier eine Rolle. Die Flammenannahme der Tabake ist unterschiedlich (Sorte, Qualität, Fermentation), es kommt hier auf die richtige Kombination an.
Ein kreisrunder gleichmäßiger Abbrand mit langem, festen nicht ausgeflockten Aschenstand verdient hier Höchstbewertungen.


4. Aromaquantität und –vielfalt


Nicht ob Ihnen die Zigarre persönlich schmeckt oder wie sie schmeckt (viel zu subjektiv und qualitätsirrelevant sind poetische Wahrnehmungen von Holz-, Leder-, Honig- oder Fruchtnoten) sonder wie viel Aroma man wahrnehmen kann ist hier ausschlaggebend.
Die Menge der vom Rauch transportierten Aromen ist hier das Maß aller Dinge.
Es gibt viel zu viele Zigarren, die tatsächlich nach nichts schmecken und diese sollten dann auch entsprechend niedrig bis gar nicht bewertet werden. Es gibt viel Aroma, aber nur eindimensional linear, oder viel oder weniger Aroma, dafür aber ganze Bouquetexplosionen; also auch die Reichhaltigkeit der Aromen soll hier hoch benotet werden.



Grundsätzlich sind alle vier Punkte gleichrangig. Lediglich dem ersten Punkt kann man eine geringere Bedeutung beimessen, wenn die anderen drei hoch entsprechen.

Keine Qualitätskriterien, obwohl sie immer wieder Eingang in Zigarrenbeurteilungen finden,
sind das Preis-Leistungsverhältnis und die Stärke einer Zigarre. Aussagen über die Stärke haben lediglich informativen Charakter.

In der Hoffnung Ihnen damit ein wenig Anleitung gegeben zu haben, wünsche ich allen Genießern viel Freude mit den eigenen Wahrnehmungen.


Ihr
Dietmar Waldingbrett
(www.cigars.at)

   
 
* Text © Mag. Dietmar Waldingbrett / Fotos © Thomas Schober [ www.cigars.at ]
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